Rückblick und Ausblick
Von Christiane Schoenen
Ein Abend im Herbst.
Gute Stimmung,
gelöst in kleiner Runde.
Da taucht wieder dieser Gedanke auf,
der einfach keine Ruhe gibt.
Singen –
mit anderen –
ausdrücken –
wovon das Herz voll ist –
und der Mund irgendwie noch nicht überlaufen will.
Gospelgesang
wie damals als Jugendliche
oder später als junge Erwachsene.
Es ist mehr als ein Gedanke,
eher eine Unruhe,
eine Sehnsucht,
ein Drängen, das ins Leben will.
Inzwischen hatte ich neben vielem Unwichtigen
auch eines gelernt:
Wenn ich etwas wünschte,
müsste ich bereit sein,
den ersten Schritt zu tun.
Und so gab ich dem Ausdruck
in dieser kleinen Runde
bei uns im Pfarrhaus
und fand Gehör bei Theo Hendricks,
unserem ersten frisch gebackene Chorleiter!
Für mich war in diesem Moment schon eine andere Kraft am Werke,
eine, die nicht verfügbar ist,
die man nicht „machen“ kann,
sondern die geschenkt wird.
Bewegt davon schrieben mein Mann und ich am Wochenende viele etwa gleichaltrige Menschen aus Gangelt und Umgebung an.
Gut 20 Leute kamen zu einer ersten Chorprobe
zum Gospelprojekt:
10 Proben, dann ein Auftritt… und Ende.
Doch aus dem Ende wurde nichts.
Die Sängerinnen und Sänger hatten Feuer gefangen und wollten weitersingen.
Da unser damaliger Chorleiter beruflich neu eingebunden war, mussten wir uns erneut auf die Suche machen.Und siehe da, ein Vierteljahr später,
war das Resultat eines Sakristeigesprächs:
Michael Kreutzkamp hatte Zeit und Lust
den Gospelchor zu übernehmen.
Das war im Jahr Frühjahr 2008.
Der Ort unserer wöchentlichen Proben ist die ev. Friedenskirche,
doch verstehen wir uns konfessionsübergreifend,
denn Gott dürfen wir nicht eng denken.
Im Gegenteil, Gott schenkt Raum und Weite.
Unsere Treffen haben wenig von gemütlichem Gesang zwischen zwei Bierchen.
Die Arbeit an der Gesangstechnik
ist zum Sport geworden
und so manche Probe lässt uns
mit Endorphinen gefüllt
beseelt nach Hause schweben.
Die Sportler mögen das verstehen.
In vielen Kirchen haben wir bisher gesungen,
unter freiem Himmel – auch in Corona-Zeiten –
und festgefügten Räumen.
Per zoom oder live und in Farbe.
Chorfreizeiten standen auf dem Plan,
andere Gottesdienste wie „Gott ist“,
Workshops und Besuche auf Gospelkirchentagen.
Ein Highlight war im Jahr 2017
unsere Berlinfahrt zum ev. Kirchentag.
Dort durften wir Zeugen werden davon,
wie der Funke unseres Gesangs übersprang,
wie Menschen berührt wurden
von der guten Nachricht,
die wir auf diese Weise weiterreichten.
Wir sind froh und dankbar,
unsere Freude aus dem Glauben auf diese Weise weiterschenken zu dürfen.
Das ist nicht festgefügt, sondern bleibt luftig und beweglich,
so wie unsere Gruppe,
zu der Menschen der ersten Stunde gehören wie auch Freunde, die inzwischen nicht mehr mit uns singen,
Im Juli 2024 endete der Dienst von Michael Kreutzkamp als Chorleiter in unserer Kirchengemeinde.
Wenig später begegneten wir Natascha Whitted, unserer neuen Chorleiterin, der Gospel bereits durch ihre familiäre amerikanische Prägung in die Wiege gelegt worden war.
Immer wieder stecken neue Menschen die Nase zur Kirchentür hinein und bleiben - kurz oder lang.
Kinder werden mitgebracht und machen unsere Runde noch bunter und fröhlicher.
Wir erahnen inzwischen was gemeint sein könnte
mit dem Wort Martin Luthers:
Gesang ist doppeltes Gebet.
Und unser Wunsch bleibt bestehen:
Mit der Freude über die gute Nachricht,
von unserem Gott,
der die Liebe ist,
Ihre und Eure Herzen zu berühren und zu stärken
im Glauben und in der Hoffnung.